Pressemitteilung
05.10.2022

„Ein Produktionsstopp in der Ziegelindustrie würde zu massiven Produktions- und Wertschöpfungseinbußen in der Bauwirtschaft führen“

Berlin, Oktober 2022 (PRG) – In der deutschen Wirtschaft herrscht als Folge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine große Unsicherheit bezüglich der zukünftigen Entwicklung. Der drohende Versorgungsstopp für Erdgas erweist sich als Damoklesschwert. Prognos hat für den Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie (BVZi) untersucht, welche Konsequenzen ein Lieferstopp auf die eigene Industrie und die Bauwirtschaft allgemein haben würde.

Das Szenario, mit dem sich Wirtschaft und Politik auseinandersetzen müssen, ist besorgniserregend. Deutschland im Winter 2022/23. Die Notfallstufe des Notfallplan Gas wird ausgerufen und die Gasversorgung strikt rationiert. Klar ist derzeit nur: Private Haushalte, Pflegeeinrichtungen und systemrelevante Gaskraftwerke werden weiter beliefert. Und die Industrie? 

Für den Ernstfall muss geklärt werden, wer auf Gas verzichten muss und wer nicht. Eine Priorisierung ist dabei unabdingbar.

BVZi-Studie soll Anregungen geben

Dahingehend ist es wichtig, dass einzelne Industrien so genau wie möglich die Folgen eines Gas-Lieferstopps herausarbeiten und ebenso mögliche Auswirkungen auf vor- sowie nachgelagerte Wertschöpfungsketten aufzeigen.

Aufbauend auf dieser Fragestellung erörtert die kürzlich veröffentlichte Studie der Prognos AG im Auftrag des BVZi deshalb zwei zentrale Fragen: Was passiert in der Ziegelindustrie, wenn sie kein Gas mehr erhält und welche Auswirkungen sind damit für die Gesamtwirtschaft und für die indirekt von der Ziegelindustrie abhängigen Branchen verbunden?

Ohne Erdgas keine Produktion

Prognos kommt zu einem eindeutigen Ergebnis: Die Ziegelindustrie ist aktuell massiv abhängig von Erdgas: 80 Prozent beträgt der Anteil dieses Energieträgers an der gesamten Produktion. In der Ziegelherstellung benötigen der Trocknungsprozess und das anschließende Brennen viel Energie. Bei diesem Vorgang, bei dem Temperaturen von 1000° C und mehr erreicht werden müssen, ist Erdgas aktuell als Brennstoff unverzichtbar. Das Produktionsverfahren lässt sich kurzfristig nicht ändern, weil dafür ganze Anlagen erneuert und auf andere Energieträger umgestellt werden müsste. Auch ein Zurückfahren der Produktion ist nicht sinnvoll umsetzbar, da die Öfen kontinuierlich laufen müssen, um die erforderliche Temperatur für den Brennprozess zu erreichen.

Diese Abhängigkeit führt dazu, dass ein Gas-Lieferstopp für die Ziegelindustrie extreme Auswirkungen hätte. Die Branche beschäftigte 2020 ca. 8.500 Personen in 80 Unternehmen. Die Bruttowertschöpfung wird auf ca. 1,6 Milliarden Euro beziffert. Die Studie geht von einem Wertschöpfungsverlust von 52 Prozent für das zweite Halbjahr 2022 aus, falls der Extremfall eintreten sollte. Damit würde die Ziegelindustrie zu einer der am stärksten betroffenen Branchen. Angesichts einer überwiegend mittelständisch geprägten Industrie wären die befürchteten Ausfälle für viele Werke existenzgefährdend.

Volkswirtschaftliche Auswirkungen nicht zu unterschätzen

Erschwerend kommt hinzu, dass die vor- und nachgelagerten Industrien von einem Produktionsausfall der Ziegelwerke ebenfalls massiv betroffen wären.

Allen voran ist hier das Baugewerbe zu nennen. Die klein- und mittelständisch geprägte Bauwirtschaft gehört zu den wichtigsten Abnehmern der Ziegelprodukte. Insbesondere im Wohnungsbau wird auf Ziegel als Baustoff gesetzt. Allein 2021 betrug sein Anteil über 30 Prozent bei den errichteten Wohngebäuden.

Berücksichtigt man die aktuellen Herausforderungen der Bundesregierung ausreichend bezahlbaren Wohnraum bereit zu stellen, ist die Bedeutung der Ziegelindustrie im gesamtgesellschaftlichen Kontext gar nicht hoch genug einzuschätzen.

„Die Prognos-Studie macht deutlich, welchen immensen Beitrag unsere Branche für die wohnungspolitischen Ziele von Bund und Ländern liefert. Bezahlbares Wohnen wird auch künftig ohne den Baustoff Ziegel nicht zu realisieren sein. Zugleich zeigt sie aber auch den dringenden Bedarf an alternativen Energieträgern. Nur mit ausreichend grünem Wasserstoff und grünem Strom zu wettbewerbsfähigen Preisen wird es möglich sein, das gemeinsame Ziel der Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen“, erklärt Hauptgeschäftsführer Attila Gerhäuser. „Zu diesem Austausch stehen wir jederzeit zur Verfügung.“

 

Attila-Gerhäuser